Der Turmbau zu Babel

Ich habe euch ja bereits in der Einleitung geschrieben, dass aus meiner Sicht die Bibel nicht wörtlich zu nehmen ist – insbesondere das Alte Testament. Allerdings bin ich überzeugt, dass die Geschichten sich alle unmittelbar auf uns und unsere eigene Entwicklung beziehen. Ein Beispiel, das ich selbst erlebt habe, möchte ich euch hier schildern:

Wir waren im Urlaub in Südfrankreich, in einer Pierre-et-vacance-Anlage. Sehr schön, aber auch recht dünne Wände. Unser Sohn war damals noch im Krabbelalter, an Sprechen war noch nicht zu denken. Eines Nachmittags saßen wir in unserem Zimmer beim Kaffee und hörten in der Wohnung nebenan Franzosen, die sich unterhielten. Wie das halt im Urlaub so ist.

Dann stellten wir fest, dass sie offenbar ebenfalls ein Baby dabeihatten, denn auf einmal hörten wir sehr deutlich dieses undefinierbare Kindergebrabbel. Habt ihr auch schon Kinder oder kleine Geschwister? Dann wisst ihr sicherlich, was ich meine. Kein normaler Mensch würde so etwas verstehen, vielmehr warten wir auf das erste anständige Wort, das ja dann bestimmt „Mama“ oder „Papa“ sein wird ;-).

Nun, offenbar ist dieses Baby-Gebrabbel international. Denn tatsächlich reckte auf einmal unser Sohn den Kopf in die Höhe und fing selbst an zu brabbeln. Er wurde richtig aufgeregt und krabbelte in Richtung der Wand, die uns von unseren Nachbarn trennte. Fasziniert schaute ich diesem Schauspiel zu: Unser Sohn, der an der Wand hin- und herkrabbelte und dabei sein Babygebrabbel losließ, Pausen machte und dann wieder dem Gebrabbel des französischen Babys lauschte. Ganz offensichtlich fand hier eine Kommunikation durch die Wand hindurch statt, wie wir sie eigentlich nur führen können, wenn wir eine gemeinsame Sprache sprechen.

Was bedeutet das nun?

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Geschichte vom Turmbau zu Babel tatsächlich von jedem Menschen in seinem Leben vollzogen wird.

Natürlich ist es kompletter Unsinn, dass Menschen einen Turm bauen könnten, mit dem sie tatsächlich Gott erreichen könnten. Unsere Wolkenkratzer sind deutlich höher als der Turm jemals hätte werden können und wir fliegen mittlerweile zum Mond, ohne bewusst auf Gott zu treffen.
Aber wir selbst entwickeln uns. Während wir das Babysein verlassen, lernen wir eine Sprache: Die Sprache unserer Eltern. Aber haben wir vorher tatsächlich eine allgemeingültige Sprache verstanden? Ist das Babygebrabbel gar kein Gebrabbel sondern eine effektive Kommunikationsform, deren Anwendung wir mit dem Erlernen der Sprache verlieren? Ist das der Preis dafür, dass wir uns über die Tiere erheben und damit gott-gleicher werden?

Habt Ihr selbst auch ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibt mir gern eure Meinungen dazu, in dem ihr auf Kontakt klickt und mir eure Nachricht zukommen lasst.

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